(Impulsreferat am 1. Juni 2006, Interreligiöser Dialog im Begegnungsraum Lerchenfeld)
Das Wesen der Sünde
Der deutsche Begriff
Sund (Meeresenge, Abstand zwischen einer Insel und dem Festland)
Etwas das die Beziehung zwischen Personen behindert oder vielmehr verunmöglicht.
Der Begriff im Alten Testament
Hebräischer Begriff | Bedeutung | Definition der Sünde |
Avah | Verbogen, verdreht | Sünde als Entstellung |
Ra | Böses, Zerbrochenes | Sünde als Zerstörungskraft, was Gott gemacht hat wurde böswillig zerstört |
Pascha | Sich auflehnen, abtrünnig sein | Sünde als Rebellion gegen das Gesetz und die Herrschaft Gottes |
Rascha | Verwirrung, gottlos, ungerecht sein | Sünde als Richtungslosigkeit |
Maal | Vertrauen brechen | Sünde als Untreue |
Aven | Nutzloses, sinnloses Verhalten | Sünde als leerer Wahn |
Ascham | Schuld durch Fahrlässigkeit und Unwissenheit | Sünde als Versäumnis |
Chata | Abirren, zurückbleiben, einen Fehltritt machen | Sünde als Zielverfehlung
(grundlegendster Sündenbegriff – ähnl.hamartia im NT) |
Amal | Anstrengung, Sorge | Sünde als Last |
Aval | Ungerecht, unfair | Sünde als egoistisches Unrecht |
Begriffe im Neuen Testament
Griechischer Begriff | Bedeutung | Definition der Sünde |
Hamartia | Abirren | Sünde als Zielverfehlung |
Parabasis | Überschreiten einer Grenzlinie | Sünde als Übertretung |
Anomia | Gesetzlosigkeit | Sünde als Ablehnung göttlichen Maßstabes |
Paraptoma | Fallen, wo man aufrecht stehen sollte | Sünde als Versagen (mangelnde Zuverlässigkeit) |
Agnoema | Unkenntnis (was man wissen sollte) | Sünde als Unwissenheit |
Kakon | Das Böse | Sünde als Zerstörungskraft |
Poneria | Schlechtigkeit (gibt sich nicht zufrieden, bis der andere auch verdorben ist) | Sünde als gottwidriges Denken und Handeln (Gefallen an Missgeschick und Unheil) |
Kakoetheia | Eine Eigenart, die Handeln und Reden anderer in schlechtem Licht sieht | Sünde als Bösartigkeit und Miesmacherei |
Amal | Anstrengung, Sorge | Sünde als Last |
Aval | Ungerecht, unfair | Sünde als egoistisches Unrecht |
Entstehung der Sünde
- Der Apostel Paulus verfolgt die Sünde zurück auf den einen Menschen Adam, den er als unsern gemeinsamen Ahnherrn bezeichnet. Der Sündenfall wird in der Genesis als allererster Abfall der Menschen von Gott berichtet (vgl. Sund – Trennung). Davon sind alle Nachkommen des ersten Menschenpaares betroffen.
- Blaise Pascal hat gesagt, dass die Lehre von der Erbsünde auf den ersten Blick zwar wie eine Beleidigung der Vernunft erscheine, doch einmal akzeptiert, der eigentliche Schlüssel zum Verständnis des Zustandes der Menschheit sei.
Die Bewältigung bzw. Überwindung der Sünde mit allen ihren Auswirkungen
- Die Opfer des AT können das Sündenproblem nicht wirklich erledigen. Sie sind eine Erinnerung der Trennung von Gott und ein deutlicher Hinweis der stellvertretenden Sühnung (vgl. Ersatz der Opferung eines Lammes an Stelle Isaaks durch Abraham)
- Jesus als Opferlamm („Sündenbock“). Vgl. Joh 1,29: „Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“. Diese Opfer (Tod am Kreuz) ist die einzige Sühne für die Sünde des Menschen, seine Wirksamkeit wird auch nicht durch Zeit oder Raum begrenzt. Durch persönliche Akzeptanz durch den einzelnen Menschen wird dadurch der „Sund“ zum Schöpfer überwunden und der Mensch in die Lage versetzt die Möglichkeiten, die in der Bergpredigt und in 1. Kor. 13 (Das Lied der Liebe) beschrieben sind auszuschöpfen.
Versöhnung
Jeder kennt die Geschichte im NT mit dem sog. „Verlorenen Sohn“, der die Entscheidung traf, unabhängig von seinem Vater sein Leben in der Fremde zu führen. Nachdem seine Freiheitsträume nicht in Erfüllung gingen, beschloss er zu seinem Vaterhaus umzukehren und zu bitten, eine Stelle als Knecht zu bekommen.
Der Vater nimmt ihn jedoch als Sohn an. Der Vater hatte ihm schon vorher vergeben.
(Vergebung ist ein Versprechen auf Sühnung und Vergeltung zu verzichten; dazu gehört nur eine Person). Der Vater wollte jederzeit auch Versöhnung; dazu gehören jedoch zwei. Dies gelang nicht, so lange der Sohn noch fern blieb. Der Vater interessierte sich nicht für die Leistungen seines Sohnes. Der Sohn bekannte seine Sünden. Das zweite, das er sich vorgenommen hatte – er will Knecht sein – sagte er nicht mehr, als er die Gnade der Vergebung verstand.
Versöhnung – Der Vater behandelt den Heimgekehrten als Sohn.
Dipl.Päd. Rupert Lauter, 3511 Furth/Göttweig, Rudolf Müllauer Str. 428 (rupertlauter@gmail.com)
Übersicht der Begriffe im AT und NT von Dipl.Psychologe Roland Antholzer in „Seelsorgeschulung – Grundkurs I“ der GIBB (Gemeindeorientierte Initiative für biblische Beratung e.V.)
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