24.05.2018

Sünde und Versöhnung im Christentum

(Impulsreferat am 1. Juni 2006, Interreligiöser Dialog im Begegnungsraum Lerchenfeld)

Das Wesen der Sünde

Der deutsche Begriff

Sund (Meeresenge, Abstand zwischen einer Insel und dem Festland)

Etwas das die Beziehung zwischen Personen behindert oder vielmehr verunmöglicht.

Der Begriff im Alten Testament

Hebräischer Begriff Bedeutung Definition der Sünde
Avah Verbogen, verdreht Sünde als Entstellung
Ra Böses, Zerbrochenes Sünde als Zerstörungskraft, was Gott gemacht hat wurde böswillig zerstört
Pascha Sich auflehnen, abtrünnig sein Sünde als Rebellion gegen das Gesetz und die Herrschaft Gottes
Rascha Verwirrung, gottlos, ungerecht sein Sünde als Richtungslosigkeit
Maal Vertrauen brechen Sünde als Untreue
Aven Nutzloses, sinnloses Verhalten Sünde als leerer Wahn
Ascham Schuld durch Fahrlässigkeit und Unwissenheit Sünde als Versäumnis
Chata Abirren, zurückbleiben, einen Fehltritt machen Sünde als Zielverfehlung

(grundlegendster Sündenbegriff – ähnl.hamartia im NT)

Amal Anstrengung, Sorge Sünde als Last
Aval Ungerecht, unfair Sünde als egoistisches Unrecht

Begriffe im Neuen Testament

Griechischer Begriff Bedeutung Definition der Sünde
Hamartia Abirren Sünde als Zielverfehlung
Parabasis Überschreiten einer Grenzlinie Sünde als Übertretung
Anomia Gesetzlosigkeit Sünde als Ablehnung göttlichen Maßstabes
Paraptoma Fallen, wo man aufrecht stehen sollte Sünde als Versagen (mangelnde Zuverlässigkeit)
Agnoema Unkenntnis (was man wissen sollte) Sünde als Unwissenheit
Kakon Das Böse Sünde als Zerstörungskraft
Poneria Schlechtigkeit (gibt sich nicht zufrieden, bis der andere auch verdorben ist) Sünde als gottwidriges Denken und Handeln (Gefallen an Missgeschick und Unheil)
Kakoetheia Eine Eigenart, die Handeln und Reden anderer in schlechtem Licht sieht Sünde als Bösartigkeit und Miesmacherei
Amal Anstrengung, Sorge Sünde als Last
Aval Ungerecht, unfair Sünde als egoistisches Unrecht

Entstehung der Sünde

  • Der Apostel Paulus verfolgt die Sünde zurück auf den einen Menschen Adam, den er als unsern gemeinsamen Ahnherrn bezeichnet. Der Sündenfall wird in der Genesis als allererster Abfall der Menschen von Gott berichtet (vgl. Sund – Trennung). Davon sind alle Nachkommen des ersten Menschenpaares betroffen.
  • Blaise Pascal hat gesagt, dass die Lehre von der Erbsünde auf den ersten Blick zwar wie eine Beleidigung der Vernunft erscheine, doch einmal akzeptiert, der eigentliche Schlüssel zum Verständnis des Zustandes der Menschheit sei.

Die Bewältigung bzw. Überwindung der Sünde mit allen ihren Auswirkungen

  • Die Opfer des AT können das Sündenproblem nicht wirklich erledigen. Sie sind eine Erinnerung der Trennung von Gott und ein deutlicher Hinweis der stellvertretenden Sühnung (vgl. Ersatz der Opferung eines Lammes an Stelle Isaaks durch Abraham)
  • Jesus als Opferlamm („Sündenbock“). Vgl. Joh 1,29: „Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“. Diese Opfer (Tod am Kreuz) ist die einzige Sühne für die Sünde des Menschen, seine Wirksamkeit wird auch nicht durch Zeit oder Raum begrenzt. Durch persönliche Akzeptanz durch den einzelnen Menschen wird dadurch der „Sund“ zum Schöpfer überwunden und der Mensch in die Lage versetzt die Möglichkeiten, die in der Bergpredigt und in 1. Kor. 13 (Das Lied der Liebe) beschrieben sind auszuschöpfen.

Versöhnung

Jeder kennt die Geschichte im NT mit dem sog. „Verlorenen Sohn“, der die Entscheidung traf, unabhängig von seinem Vater sein Leben in der Fremde zu führen. Nachdem seine Freiheitsträume nicht in Erfüllung gingen, beschloss er zu seinem Vaterhaus umzukehren und zu bitten, eine Stelle als Knecht zu bekommen.
Der Vater nimmt ihn jedoch als Sohn an. Der Vater hatte ihm schon vorher vergeben.
(Vergebung ist ein Versprechen auf Sühnung und Vergeltung zu verzichten; dazu gehört nur eine Person). Der Vater wollte jederzeit auch Versöhnung; dazu gehören jedoch zwei. Dies gelang nicht, so lange der Sohn noch fern blieb. Der Vater interessierte sich nicht für die Leistungen seines Sohnes. Der Sohn bekannte seine Sünden. Das zweite, das er sich vorgenommen hatte – er will Knecht sein – sagte er nicht mehr, als er die Gnade der Vergebung verstand.

Versöhnung – Der Vater behandelt den Heimgekehrten als Sohn.

Dipl.Päd. Rupert Lauter, 3511 Furth/Göttweig, Rudolf Müllauer Str. 428 (rupertlauter@gmail.com)

Übersicht der Begriffe im AT und NT von Dipl.Psychologe Roland Antholzer in „Seelsorgeschulung – Grundkurs I“ der GIBB (Gemeindeorientierte Initiative für biblische Beratung e.V.)